Wie sinnvoll ist das MS Partnerkonzept noch?

24. August 2012 10:50

Hallo zusammen,

ich bin mir nicht sicher, ob das hier das richtige Forum ist. Ansonsten bitte einfach verschieben.

In den letzten Wochen haben wir erfahren, daß mit NAV 2013 der Zahlungsverkehr und die Kostenrechnung nicht mehr über MS direkt, sondern nur noch über Partner angeboten werden. Es gibt diverse andere Module, die von vielen Kunden gebraucht werden und die schon seit jeher von Partnern angeboten werden, wie z.B. Lohn&Gehalt, OPplus, diverse Branchenerweiterungen / -lösungen, usw.

Wie sinnvoll ist es dann eigentlich noch aus Kundensicht sich an einen Partner zu binden? Ich meine, selbstverständlich sitzen die Spezialisten der einzelnen Module dann bei unterschiedlichen Partnern. Und selbstverständlich kann nicht jeder Partner Wissen zu allen Modulen im eigenen Unternehmen aufbauen. Normalerweise müßten ja Supportanfrage erst an den Stammpartner gerichtet werden, der dann wieder um den Herstellerpartner kontaktiert, der dann u.U. wieder MS kontaktiert. Und der ganze Weg auch wieder zurück. Erstens mal ist das langwierig und zweitens mal kann in der Kommunikationskette die Qualität der Anfrage und auch der Antwort leiden.

Ein weiteres Problem sehe ich in der Weiterbelastung der Wartungs- und Lizenzgebühren. Die Verwaltung dessen inkl. etwaigem Aufschlag ist sicherlich nichts, was den Kunden gefällt.

Bei ausländischen Kunden wird es noch komplizierter, da hier in der Regel der Stammpartner auch im Ausland sitzt. Das betrifft sicherlich eher Sondermodule, aber gerade dann ist es unheimlich schwierig für die Kunden, an kompetente Antworten zu kommen.

Wie seht ihr das denn? Kann man / Sollte man / Muß man da etwas ändern bzw. verbessern?


Beste Grüße,
Horst

Re: Wie sinnvoll ist das MS Partnerkonzept noch?

28. August 2012 16:29

Dem stimem ich so einfach zu. Man sieht an CromeOS das man bald alles nur noch aus der Cloud bekommt und alles in Ihr speichert. Auch wenn Unternehmen vielleicht eine privatcould haben, so werden wir mittelfristig wohl überflüssig.

Re: Wie sinnvoll ist das MS Partnerkonzept noch?

28. August 2012 22:27

Hallo in die Runde,

... erinnert sich noch jemand an NAV Enterpreneur? Genau. Ich erwarte ähnliches. Eine immernoch recht komplexe Software wie NAV verkauft sich nicht so einfach... zumindestens dauerhaft nicht. Seitdem ich den RTC gesehen habe (also irgendwann 2009) mache ich mir ernsthafte Gedanken in welche Richtung Microsoft da eigentlich will. Dazu gibt es auch auf mibuso einige Meinungen. Die derzeitige Strategie, soweit sie sich abzeichnet, sieht nach "Franchise" aus... NAV verkauft sich aber nicht von allein (das es von Microsoft ist reicht nicht), und als "neuer" Kunde kommt man mit NAV ohne kompetenten Partner nicht sehr weit. Das hat sich wahrscheinlich schon rumgesprochen.
Da das Standardprodukt (Cloud oder nicht) nicht alles kann was man als Unternehmen braucht, und man die AddOns auch nicht so einfach kreuz und quer dazuintegrieren kann, wird sich - entgegen dem, was Microsoft will - nicht viel am Partnergeschäft ändern. Und das ist Beratung, Projektabwicklung, Anpassungen, Support. Für unsere AddOns sind NAV-Partner die Kunden, nicht der Endkunde selbst. So wird es bei den meisten sein.
Man kann versuchen, ein AddOn so zu schneidern, dass man es mow "dazubuchen" kann. Das klingt aber verdächtig nach "One Size Fits All" und funktioniert dann in der Praxis eher nicht. Also wird es vorkonfigurierte Kombinationen geben (Standard + ZV + KoRe + partnerspezifisches AddOn + Fixes die im Standard fehlen), aber de facto ist es doch heute auch nicht wirklich anders. Das sozusagen aus der Cloud heraus ein AddOn mit C/AL Code einfach dazugeladen wird kann ich mir nur unter sehr restriktiven Bedingungen vorstellen. Das der Kunde damit ohne einen Partner klarkommt eher noch weniger.
Mein Eindruck in den letzten Monaten war eher der, das Microsoft eigentlich gar keine Anpassungen in C/AL will (Gründe s.o.). Stattdessen soll fehlende Funktionalität als AddIn, also .net, realisiert werden. Man kann diesen Eindruck auch gewinnen, wenn man sich die Anforderungen für eine aktuelle AddOn-Zertifizierung so durchliest. C/AL spielt dort so gut wie keine Rolle. Sollte sich das weiter herauskristalliesieren, halte ich das für eine fatale Entwicklung.

Grüße aus Falkensee

Jens

Re: Wie sinnvoll ist das MS Partnerkonzept noch?

28. August 2012 23:09

Hallo Jens

Prima Statement!!!!
Ich kann Dir 100% zustimmen!!!! (Leider)

Gruss aus CH

Re: Wie sinnvoll ist das MS Partnerkonzept noch?

3. September 2012 11:04

Hi Jens,

das ist sicherlich ein Aspekt aus Partnersicht, den ich so ähnlich sehe. NAV braucht Beratung bei der Einführung und auch (mal mehr mal weniger) darüberhinaus. MS kann und will diesen Teil nicht leisten, da sind wir uns auf jeden Fall einig. Deswegen braucht es auf jeden Fall einen kompetenten Berater. Aber ob der so wie aktuell direkt an einen Kunden gekoppelt sein muß, halte ich für die Zukunft zumindest für fragwürdig.

Denn jetzt dreh das Ganze noch mal um und sieh es mal aus Kundensicht. Sagen wir mal ein Kunde möchte ein AddOn kaufen, da es für das Geschäftsmodell hilfreich ist. Wenn der Partner (im Moment ist man ja an einen Partner gebunden) dieses nicht im Portfolio hat, dann kann der Partner es nur aufnehmen und entsprechend Knowhow aufbauen (wenn der AddOn-Partner nicht willens oder in der Lage ist direkt First-Level-Support zu leisten). Ansonsten macht man Sonderverträge für das AddOn, wobei der Kunde dann entscheiden muß, ob ein Problem dem AddOn oder dem Standard zuzuordnen ist, was sicherlich auch nicht immer ganz einfach und eindeutig ist. Mal abgesehen davon, daß nicht alle Partner Knowhow zu jedem AddOn aufbauen können, weil andere Kunden ja vielleicht ganz andere AddOns brauchen, ist das doch auch ein komplettes Chaos. Was passiert z.B., wenn der Kunde meint ein Problem betrifft das AddOn, meldet sich dementsprechend beim AddOn-Partner, der aber dann feststellt, daß es ein Problem des Standards ist. Gibt er das dann an den normalen Partner weiter und wer kommt für die Analyse auf, denn die Supportgebühren für den Standard gehen ja an den normalen Partner? Oder behandelt er es selbst, da die Analyse ja schon erfolgte, und belastet die Supportverträge des normalen Partner weiter oder rechnet direkt mit dem Kunden ab, der dann wiederum seine Gebühren für Supportverträge mit dem normalen Partner mindern kann? Ich halte das alles für sehr schwierig.


Beste Grüße,
Horst

Re: Wie sinnvoll ist das MS Partnerkonzept noch?

3. September 2012 11:09

HattrickHorst hat geschrieben:Was passiert z.B., wenn der Kunde meint ein Problem betrifft das AddOn, meldet sich dementsprechend beim AddOn-Partner, der aber dann feststellt, daß es ein Problem des Standards ist.

Oder wenn der AddOn-Partner sagt, es ist ein Problem mit den Erweiterungen des Standard-Partners und der behauptet das Gegenteil :wink:

Da muss es schon ein sehr tolles AddOn sein, wenn man das Risiko eingeht.

Re: Wie sinnvoll ist das MS Partnerkonzept noch?

3. September 2012 11:45

McClane hat geschrieben:
HattrickHorst hat geschrieben:Was passiert z.B., wenn der Kunde meint ein Problem betrifft das AddOn, meldet sich dementsprechend beim AddOn-Partner, der aber dann feststellt, daß es ein Problem des Standards ist.

Oder wenn der AddOn-Partner sagt, es ist ein Problem mit den Erweiterungen des Standard-Partners und der behauptet das Gegenteil :wink:

Da muss es schon ein sehr tolles AddOn sein, wenn man das Risiko eingeht.


Sehe ich auch so. Die meisten Partner werden versuchen das supporttechnisch an den jeweils anderen Partner zu schieben. Wenn die Partner sich dann das fröhlich rüber und nüberschieben denken sich die Kunden das ihre. Wenn dem Kunde Support zusteht kann ihm egal sei wer es leistet, nur geleistet werden muss es. Da hakts dann oft wenn die Zuständigkeiten nicht klar sind. Da müßte es zumindest nochmal eine neutrale Stelle geben an die er sich in dem Fall wenden kann.

Re: Wie sinnvoll ist das MS Partnerkonzept noch?

3. September 2012 12:36

holger1076 hat geschrieben:
McClane hat geschrieben:
HattrickHorst hat geschrieben:Was passiert z.B., wenn der Kunde meint ein Problem betrifft das AddOn, meldet sich dementsprechend beim AddOn-Partner, der aber dann feststellt, daß es ein Problem des Standards ist.

Oder wenn der AddOn-Partner sagt, es ist ein Problem mit den Erweiterungen des Standard-Partners und der behauptet das Gegenteil :wink:

Da muss es schon ein sehr tolles AddOn sein, wenn man das Risiko eingeht.


Sehe ich auch so. Die meisten Partner werden versuchen das supporttechnisch an den jeweils anderen Partner zu schieben. Wenn die Partner sich dann das fröhlich rüber und nüberschieben denken sich die Kunden das ihre. Wenn dem Kunde Support zusteht kann ihm egal sei wer es leistet, nur geleistet werden muss es. Da hakts dann oft wenn die Zuständigkeiten nicht klar sind. Da müßte es zumindest nochmal eine neutrale Stelle geben an die er sich in dem Fall wenden kann.


Das gilt nur bei nicht-variablen Support-Vertrag ;) Support nach Aufwand, da wird es der eine dem anderen tunlichst nicht weitervermitteln ;-)

Re: Wie sinnvoll ist das MS Partnerkonzept noch?

3. September 2012 12:39

jglathe hat geschrieben:Mein Eindruck in den letzten Monaten war eher der, das Microsoft eigentlich gar keine Anpassungen in C/AL will (Gründe s.o.). Stattdessen soll fehlende Funktionalität als AddIn, also .net, realisiert werden. Man kann diesen Eindruck auch gewinnen, wenn man sich die Anforderungen für eine aktuelle AddOn-Zertifizierung so durchliest. C/AL spielt dort so gut wie keine Rolle. Sollte sich das weiter herauskristalliesieren, halte ich das für eine fatale Entwicklung.


Kann ich so nicht unterschreiben. Ein AddIn kann schlecht die Funktionsweise einer CU80 erweitern. Auch da wird man weiterhin C/AL benutzen (müssen).
Hinzukommt, dass der NAV 2013 WebClient keine AddIns unterstützt, dafür benötigt man den Windows Client. (Stand Convergence diesen Jahres)

Re: Wie sinnvoll ist das MS Partnerkonzept noch?

13. November 2012 13:26

Ich möchte das Thema an der Stelle noch einmal aufgreifen. Wir sind jetzt über zwei Monate weiter und ich denke, einige Entwicklungen zeigen sich nun etwas deutlicher. Jans Aussage trifft aus meiner Sicht sicherlich im Moment noch zu, aber ich sehe auch eine gewisse Entwicklung in die von Jens' beschriebene Zukunft. Ich meine, stellt euch mal vor, CU 80 ist keine CU mehr, sondern eine Klasse. Dann könnten AddOns einfach davon erben und nach OO-Prinzip diese ersetzen. NAV wäre dann sicherlich deutlich modularer aufgebaut, was mit 2013 noch nicht so deutlich der Fall ist. Aber für die Zukunft wäre das ein durchaus gangbarer Weg.

Das bringt mich dann wieder zu der Frage, wo will MS mit NAV und dem Partnerkonzept genau hin? Ich meine, wenn NAV in zukunft so flexibel sein sollte, daß man den Standard im Prinzip gar nicht mehr ändern muß, sondern die Änderungen über AddOns hinzugefügt werden, dann braucht man auch aus rein technischer Sicht die Partner, so wie sie aktuell existieren, nicht mehr. Nur, aus meiner Sicht ist das Hauptgeschäft der Partner doch die Beratung und etwaige (fertige) Softwarepakete das Resultat des Knowhows. Wie schon richtigerweise gesagt wurde, kann eine Einführung oder eine Erweiterung oder auch ein Update nicht sinnvoll ohne Beratung ablaufen. Wenn aber doch die AddOns an den Stellen entstehen werden, an denen auch das Knowhow zu dem jeweiligen Thema vorhanden ist, dann würde ich als Kunde auch die Beratung von dort wollen. Oder zumindest sichergestellt haben wollen, daß die Beratungsqualität in etwa der entspricht, die mir auch der Hersteller liefern würde.

Das alles paßt aber nicht zum aktuellen Partnerkonzept und auch nicht wie hier schon erwähnt zum Wartungs- und Supportmodell. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, dann ändert sich mit NAV 2013 ja auch zumindest der letzte Teil etwas. Die Lizenzhöhe und damit auch der Wartungs- und Supportvertrag wird weniger von den verwendeten Objektentypen und deren Anzahl abhängig sein, sondern mehr von den verwendeten (zertifizierten) Modulen bzw. (Software-)Paketen. Aber führt das dann alles nicht zu einer Art "Flickenteppich" an Beratern mit unterschiedlichsten Spezialisierungen? Gerade kleinere Partner werden wohl kaum das Knowhow zu allen möglichen AddOns InHouse bereitstellen können. Damit wäre die Partnerrolle der Zukunft vielleicht eher eine Art Koordinator oder Vermittler zwischen dem Endkunden und einer Vielzahl von hochspezialisierten Beratern/Beraterfirmen/AddOn-Herstellern. Für die meisten Endkunden wird es doch eher schwierig bis unmöglich sein jedesmal eine Marktsondierung durchzuführen, um ein bestimmtes Problem zu lösen. Und auch für die Koordinatoren wird das ein Problem sein. Ich meine, wie stellt sich das MS in Zukunft vor? Was meint ihr, wie es dann aussehen könnte?

Re: Wie sinnvoll ist das MS Partnerkonzept noch?

27. November 2012 15:28

So wie du es beschrieben hast, läuft es eher auf eine Zusammenführung von NAV und AX hinaus. Es gibt ja in AX schon eine Layerstruktur zum "ableiten" von zusätzlichen Funktionalitäten.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass MS zwei ERP Systeme auf Dauer technisch getrennt weiterentwickeln/warten wird.


Oh btw, ich finde es gut, dass MS die Provision von Lizenzverkäufen kürzt. Endlich wird der Fokus wieder aufs Beratungsgeschäft geschoben.